Mail vom 05.04.2020, 11:28 Uhr
In dem Pflegeheim meines Vaters in … (Ortsangabe entfernt, VF) ist mittlerweile der Coronavirus ausgebrochen. Es ist ein sehr kleines Heim mit ca. 80 Bewohnern. 10 davon sind positiv getestet worden, 4 Mitarbeiter ebenfalls. Mein Vater selber ist glücklicherweise noch nicht betroffen, allerdings bereitet mir das Voranschreiten seiner Demenz Sorgen. Seit dem die Pflegeheime für den Besucherverkehr geschlossen wurden, haben wir nur noch per Telegram / Handy Kontakt. Er schreibt mir täglich und ich sehe an der Art unseres Kontaktes, dass seine Demenz aufholt. Der Zustand seines Kopfes ist nicht mehr so stabil wie ich es kenne. Er springt immer öfter in die Vergangenheit, stellt verwirrende Fragen und wirkt noch vergesslicher und desorientiert. Seine Art auch den Pflegern gegenüber hat sich verändert. Er ist schroff geworden und fühlt sich oft falsch verstanden.
Seit dem das Virus dort in der Einrichtung ausgebrochen ist, dürfen die Bewohner ihre Zimmer nicht mehr verlassen. Niemand darf, nicht mal in Begleitung eines Pflegers der für Abstand sorgt, in den Hof um sich ein wenig die Beine zu vertreten oder auf den Balkon. Die Gemeinschaftsräume bleiben leer. Essen wird auf den Zimmern eingenommen und somit verkümmern die letzten sozialen Kontakte.
Wir sehen uns normalerweise 2x die Woche und einen Tag am Wochenende verbringt er bei mir daheim. Dieser Abbruch und diese Umstellung lässt mich befürchten dass mein Vater hinterher einfach nicht mehr der selbe ist.