Mail vom 30.07.2020, 16:20 Uhr:

Eigene Anmerkungen und Beobachtungen zur Lage der Kinder in der Coronazei: Ich bin von Beruf Erzieherin und arbeite in einer gebundenen Ganztagsklasse (GGT) einer Grundschule. Die Kinder sind nach den Pfingstferien in zwei Gruppen aufgeteilt und abwechselnd im Präsenzunterricht und in Homeschooling. Die Kinder kommen anfangs gerne zur Schule, freuen sich auf die Lehrer und Kinder, vermissen die Hälfte ihrer Klassenkameraden. Der Abstand von 1,5 m und der ständige Frontalunterricht (keine Gruppenarbeit, Sitzkreis etc) sind eine große Anforderung für die Kinder. Auch in den Pausendürfen sie nicht ohne großen Abstand miteinander spielen, bzw. kann man das fast nicht spielen nennen. Fächer wie Musik, Kunst, WTG und Sport gibt es nicht mehr-hier können die Abstandsregeln bzw. die Hygienevorschriften nicht eingehalten werden. Spätestens ab der zweiten Woche Präsenzunterricht äußern die Kinder ihr Bedauern und den Wunsch ihre alte Schule wieder haben zu wollen. Manche Kinder werden von Woche zu Woche unmotivierter, unkonzentrierter, lauter, lustloser, schläfriger. Besonders Kinder aus sozialschwachen Familien können am Lernstoff nicht mehr gut anschließen und werden das nächste Jahr dringend intensivere Förderung benötigen. Folgendes Bild zeigte sich mir bei den wenigen Kindern, die nach Unterrichtsschluss noch bis 14.00 Uhr in der Klassen waren:

-Die Kinder sind sehr an das Masken tragen gewöhnt, es bedarf mehrmaliger und tagelanger Aufforderung, dass man, wenn man Abstand hält und nur zu dritt im Raum ist, auf die Maske verzichten kann. Nach drei Tagen trauen sie sich auf die Masken in dem vorher genannten Bereich zu verzichten.

-Manche Kinder protestieren gegen Corona: Ich hasse Corona; Corona soll verschwinden, ich sprenge es in die Luft; ich töte Corona

-Manche Kinder artikulieren, dass sie Angst vor Corona haben

-Manche Kinder erscheinen wesensverändert d.h. z.B. ein Kind das immer sehr redselig und kommunikativ war, spricht kaum etwas –die Tendenz ging aber zum Schuljahresende dahin, dass er allmählich seine Sprechgewohnheiten wieder fand.

-Ein Kind hat nach den 3 Monaten zuhause das Schriftbild ganz verändert und schreibt nun ganz eckige Buchstaben

-Ein Kind sagte: Wenn ich am Morgen aufwache denke ich, ich habe Corona nur geträumt und es ist weg.

-Ein Kind sagte: Ich wünsche mir 2019 zurück, da gibt es Corona nicht

Um der Gesundheit und einer halbwegs normalen Entwicklung der Kinder ist es meiner Meinung nach dringend erforderlich die Schule nach den Sommerferien wieder normal zu starten und das gemeinsame Spielen und Lernen in den Schulen wieder aufzugreifen, damit sich die, durch die Corona-Maßnahmen entstandenen Schäden an den Kindern, nicht noch weiter verschlimmern. Bitte setzen Sie sich dafür ein.