Rundmail eines Schuldirektors, Niedersachsen:
„Liebe Eltern,
zum Wiedereinstieg und zu einzelnen Punkten der gegenwärtigen Situation möchte ich Ihnen hiermit noch vor dem Wochenende einige Informationen zukommen lassen. Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Wiedereinstieg der 4. Klassen (und auch der spätere Einstieg weiterer Klassen) so vorbereitet werden konnte, dass wir glauben, dass die maximale Sicherheit, die in einer Schule möglich ist, bei uns in ORT realisiert werden konnte. Dies wurde unter anderem durch bauliche Eigenheiten unseres Schulgebäudes erleichtert, aber auch durch die hohe Flexibilität und Einsatzbereitschaft unserer Lehrkräfte und pädagogischen MitarbeiterInnen (PMs). Neben den Vorbereitungen und der Begleitung des Home Schooling erhielt ich von dort Unterstützung in Planungsfragen, in der Notbetreuung und bei der Umsetzung des Hygieneplans. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass mehrere Lehrerinnen und PMs bereit zum Einsatz im Unterricht und in der Notbetreuung sind, obwohl sie zu Risikogruppen gehören und nicht verpflichtet sind, in der Schule zu erscheinen. Sie tun es dennoch – auf eigenen Wunsch. Ohne diese Bereitschaft sähe es an der Grundschule ORT anders aus. Auch der Hausmeister und unsere Reinigungskraft ordnen ihre Zeiten und ihren Einsatz den Erfordernissen unter.
Was ist an „Sicherheits-Standards“ an einer Grundschule überhaupt möglich? Wenn ich ein ca. 100 m2 großes Ladengeschäft betreten möchte, dann weist mich am Eingang ein Schild darauf hin, dass „nur zwei Kunden zurzeit“ sich im Geschäft aufhalten dürfen. Ich muss einen Mund-Nasen-Schutz anlegen und am Eingang wartet eine Desinfektionsflasche auf mich, die ich auch benutzen muss. Demgegenüber sagt der Hygieneplan Niedersachsen: Die Lehrkraft hält sich in einem rund 50 m2 großen Raum mit bis zu 16 Kindern oder Jugendlichen auf, Mund-Nasen-Schutz ist nicht erforderlich und von Desinfektionsmitteln wird abgeraten. Auf den Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Kindern ist zu achten. – Liebe Eltern, vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt, wie eine Beschulung überhaupt aussehen könnte, bei der unsere Lehrkräfte sich möglichst sicher fühlen können und bei der auch Sie als Eltern das Gefühl haben, dass Sie Ihre Kinder beruhigt in das System Grundschule schicken können. (Nicht wenige Lehrkräfte in Niedersachsen fühlen sich zurzeit nicht zu Unrecht als „Kanonenfutter“.)
Das Erste und Wichtigste, was ich Ihnen zur Beschulung ab dem 4. Mai sagen kann, ist Folgendes:
Kein Kind bewegt sich ab Betreten des Schulgebäudes bis zum Verlassen ohne die enge Aufsicht einer Lehrkraft – und zwar durchgehend, auch in der Pause. Ihr Kind wird sich über den gesamten Zeitraum ausschließlich in einer Gruppe von maximal 8 Kindern bewegen, die durchgängig von einer Lehrkraft begleitet und angeleitet werden und in der es nicht möglich sein wird, unbeobachtet die Vorgaben des Hygieneplans zu durchbrechen oder zu missachten. Dies sind wir als Kollegium allen Eltern schuldig, die sich natürlich Sorgen machen oder sich zumindest fragen, ob der Sicherheitsabstand und anderes von der Schule überhaupt garantiert werden kann. Um dies umzusetzen, haben wir eine Reihe von Maßnahmen festgelegt, nach denen der Unterricht (zunächst für den 4. Jahrgang) bis zu den Sommerferien ablaufen wird. Dies wäre im Folgenden:
1. Wenn ein Kind das Schulgebäude betritt, setzt es vorher einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) auf. Auch die Lehrkräfte tragen MNS.
2. Für jede Klasse gibt es eigene Laufwege, eigene Toiletten und einen eigenen „Sammelpunkt“. Dadurch wird verhindert, dass sich Kinder verschiedener Lerngruppen begegnen bzw. sich ihre Wege kreuzen. In den Klassenräumen befinden sich nur noch Sitzplätze für 7 oder 8 Kinder auf Abstand. Tischpositionen und Sitzplätze sind markiert. Kein Kind verlässt während des Unterrichts seinen Platz eigenmächtig.
3. Bewegung im Gebäude erfolgt ausschließlich im Gänsemarsch mit 1,5m Abstand und ausschließlich in Begleitung einer Lehrkraft. (Ausnahme: Toilettengang. Da aber höchstens 1 Kind den Unterrichtsraum verlassen darf, um zur Toilette zu gehen und sich die Toiletten der Lerngruppen in unterschiedlichen Gebäudetrakten ohne Kreuzung von Laufwegen befinden, ist ein Kontakt mit anderen auch dort ausgeschlossen.)
4. Die 5-Minute-Pausen zwischen den einzelnen Schulstunden entfallen. Es ist immer eine Lehrkraft im Unterrichtsraum, um die Einhaltung der Regeln zu überwachen.
5. Um Kontakte an Garderoben zu vermeiden und um wertvolle Unterrichtszeit zu sparen, verlassen wir bis auf Weiteres das Modell „Hausschuh-Schule“. Die Kinder behalten ihre Schuhe an. Die Jacke wird am Platz über den Stuhl gehängt.
6. Es gibt eine räumliche Trennung der Lerngruppen durch eigene Ein- und Ausgänge und eigene „Sammelpunkte“: Die 4a (und die Buskinder aller Klassen) benutzen den Haupteingang. Der Sammelpunkt (8 Stühle auf Abstand) befindet sich in der Pausenhalle vor der Bühne. Dort erwartet eine Lehrkraft morgens kurz vor 8 Ihr Kind, das sich nach Betreten des Gebäudes sofort zum Sammelpunkt begibt und sich dort hinsetzt. – Der Eingang für die 4b ist der Eingang am Alten Schulhof. Der Sammelpunkt der 4b (8 Stühle in Reihe auf Abstand) ist direkt links davon an der Fensterfront vor dem Kopierraum. Eine Lehrkraft wird dort Ihr Kind in Empfang nehmen. – Der Sammelpunkt für die 4c befindet sich im Turnhallenvorflur. Der Eingang dazu ist eine Tür rechts vom Eingang der 4b. (Normalerweise ist diese Tür vormittags abgeschlossen. Sie wird sonst abends vom SC ORT genutzt.) Auch dort nimmt eine Lehrkraft die Kinder kurz vor 8 Uhr in Empfang.
7. Die Notbetreuung findet ausschließlich im Altbau statt. Betreten und Verlassen der Schule ausschließlich über den Altbau-Eingang. Auch die Notgruppe hat eine eigene Toilette.
8. Die Unterrichtszeiten und die Pausenzeiten wurden leicht verändert und den Gegebenheiten angepasst, dass sowohl der Bus genutzt werden kann als auch durch versetzte Pausenzeiten eine Begegnung der einzelnen Gruppen nicht möglich ist. Die Unterrichtszeit beginnt pünktlich um 8 Uhr, und sie endet für alle Kinder um 11:45 Uhr (es ist das normale Ende der 4. Stunde, Abfahrt des Busses ist um 11:50 Uhr). Die Große Pause beginnt für jede Lerngruppe zu unterschiedlichen Zeiten. Ihr Kind sieht in der großen Pause nur maximal 7 Mitschüler, die auf Abstand gehalten werden. (Dazu unten mehr.)
9. Nach Betreten des Schulgebäudes sieht der Hygieneplan für alle ein Händewaschen vor. Jede Lerngruppe hat ihren eigenen Ort dafür. Dazu wurden die Toiletten „umgewidmet“. Bis zu den Sommerferien behält jede 4. Klasse den ihr kommenden Montag zugewiesenen Waschraum und die dort befindlichen Toiletten. Hinweisschilder und Trenn-Elemente sind installiert, sodass sich Kinder nicht zu nahe kommen und sich nur 1 Kind (im EG 2 Kinder) auf Abstand im Raum aufhalten KÖNNTEN. „Könnten“ deshalb, weil de facto sowieso immer nur 1 Kind pro Lerngruppe erlaubt ist, die Toilette aufzusuchen. Das gilt auch in der Pause. (Wir haben die Trenn-Elemente trotzdem eingesetzt.)
10. Die Gebäudereinigung wurde umgestellt. Unsere Reinigungskraft Frau X reinigt ab 9 Uhr alle Toiletten, Griffe, Waschbecken, Lichtschalter und weiteres im Stundentakt. Dies wird durch Unterschrift stündlich dokumentiert (wie z. B. bei Karstadt oder MacDonalds).
11. Sprühflaschen mit Desinfektionsmittel stehen unter Verschluss bereit. Sie können von den Lehrkräften bei Bedarf eingesetzt werden, sind Kindern jedoch nicht zugänglich.
12. Die Große Pause wurde umgestaltet. Nach Ende der 2. Stunde bringt die Lehrkraft die Kinder im Gänsemarsch mit 1,5 m Abstand auf den Alten Schulhof. Bei gutem Wetter wird dort eine angeleitete Bewegungspause von 20 Minuten stattfinden, die von Frau Y geleitet wird. Für jedes Kind gibt es auf dem Boden Markierungen, die die Kinder auf Abstand halten. Die Bewegungspause kann z. B. Gymnastik bedeuten, kann mit oder ohne Musik erfolgen, kann auch in anderen Formen gestaltet werden. Wir treiben dort keinen Sport, Frau Y wird aber immer wieder versuchen, durch wechselnde Elemente die Große Pause für die Kinder zu einem Highlight zu gestalten, die sich von Tag zu Tag unterscheiden können. Auch der Einsatz unserer Pausenfahrzeuge ist denkbar. – In Regenpausen findet die Bewegungspause in der Turnhalle statt, ebenfalls mit Markierungen und dem Einhalten der Abstandsregel. Frau Y hat eine Menge Ideen. – Am Ende der Pause werden die Kinder wieder von einer Lehrkraft übernommen.
13. Händewaschen: Der Punkt „Händewaschen“ hat uns einiges an Kopfzerbrechen gekostet, weil ein Waschen in Reihe lange dauert und viel Leerlauf für die übrigen Kinder bedeutet. Deshalb wurde die Reihenfolge Frühstück – Große Pause umgedreht. Die Kinder gehen nach der 2. Stunde zunächst in die Bewegungspause, von dort zum Händewaschen (wie morgens) und von dort dann in den Klassenraum zum Frühstück. – Jedes Kind wäscht sich am Schulvormittag 2 Mal die Hände unter Aufsicht. Bitte geben Sie Ihrem Kind dazu täglich ein kleines Gästehandtuch mit, das Ihr Kind nach dem Unterricht wieder mit nach Hause nimmt. Der Transport könnte im Sportbeutel erfolgen, da Ihr Kind in diesem Schuljahr keine Sportsachen mehr benötigt. Für Kinder, die ihr Handtuch vergessen haben, stehen natürlich Papierhandtücher bereit. Wenn wir aber ausschließlich mit Papierhandtüchern arbeiten würden, wären unsere Vorräte in wenigen Wochen erschöpft.
14. Lüften der Räume: Alle 45 Minuten wird jeder Unterrichtsraum einmal gründlich quer gelüftet. Während des Unterrichts haben wir Kipp-Lüftung.
15. Jedes Kind benutzt ausschließlich sein eigenes Material. Bitte kontrollieren Sie täglich die Arbeitsmaterialien Ihres Kindes auf Vollständigkeit. Stifte werde nicht verliehen. Die Lehrkräfte können auch nicht während des Unterrichts z. B. vergessene Heftseiten kopieren, denn die Lehrkraft wird die Lerngruppe nicht verlassen.
16. Alle Türen im Innenbereich werden mit Keilen offen gehalten, damit nicht Klinken, Griffe, Rahmen unnötig angefasst werden müssen.
17. Am Ende der 4. Stunde bringt die Lehrkraft die Lerngruppe wieder im Gänsemarsch vor das Gebäude. Dort werden die Kinder um 11:45 Uhr entlassen. Wenn Sie Ihr Kind mit dem Auto abholen müssen, dann schlachte ich jetzt mal eine heilige Kuh für Sie: Sie dürfen bis zu den Sommerferien den in diesen Zeiten recht leeren Lehrerparkplatz mitbenutzen.
18. Erwachsene Personen betreten die Schule bitte nur mit Termin oder zur Abholung von Materialien. Bei Abholung Ihres Kindes warten Sie bitte draußen oder im Wagen.
19. Bei Regelverstößen wird ein Kind für den Rest der Woche im Home Schooling belassen.
20. Wenn Ihr Kind Erkältungssymptome zeigt oder sich nicht gesund fühlt, belassen Sie es bitte zu Hause. Nicht gesunde Kinder werden umgehend von ihrer Lerngruppe getrennt und wieder nach Hause geschickt.
21. Ihr Kind hat oder hatte Geburtstag: Dürfen Muffins oder Ähnliches für die Mitschüler mitgebracht werden? Nein.
Liebe Eltern, wann haben Sie das letzte Mal so viel gelesen? Sie tun mir ein wenig leid, und nun haben Sie auch den Anfang schon wieder vergessen. Deshalb hier noch einmal die wichtigsten Punkte:
n Kind ist mit Mund-Nasen-Schutz rechtzeitig um 8 Uhr in der Schule.
n Kind hat ein Gästehandtuch dabei.
n Kind erscheint nur gesund in der Schule.
Das Tragen des MNSs ist eine Belastung für Kinder und für Lehrkräfte. Auch das längere Sitzen am Platz ist für manche Kinder eine Herausforderung. Deshalb gilt: Wenn alle Kinder ihre Plätze eingenommen haben, können auf Ansage der Lehrkraft die MNSs abgenommen werden. Bitte üben Sie zu Hause das korrekte Auf- und Absetzen mit Ihrem Kind. Die Lehrkräfte werden dies am ersten Tag auch mit den Kindern tun. Und damit wir dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht werden, werden die Lehrkräfte auch während des Unterrichts Bewegungsphasen am Platz durchführen.
Sollten Sie noch Fragen haben, melden Sie sich gerne bei mir. Ansonsten sehe ich dem Start am Montag gelassen entgegen. Wir sind optimal vorbereitet.
Viele Grüße und ein schönes langes Wochenende!“