Mail vom 21.09.2020: Sehr geehrte Damen und Herren, als Fachkrankenpfleger/in für Anästhesie-u.Intensivpflege bin ich in der Anästhesieabt. unseres Krhs. beschäftigt. Es werden bei unserer Klinik zur Zeit nur die hälfte der vorhandenen OP-Säale genutzt, da sich ja scheinbar kein Patient mehr in unsere Kliniken traut. Elektive Eingriffe finden nur mit einem negativen PCR-Testergebnis(nicht älter als 72Std.)statt. Überwiegend werden nur Notfälle operiert. Selbige sind dann nicht selten soweit fortgeschritten in ihrem „Reifungsprozess“, weil die Pat. extrem lange warten bis sie einen Arzt konsultieren. Mit der Folge das es vermehrt zu „Kollateralschäden“ bzw. zu Komplikationen kommt. Suizidfälle nehmen deutlich zu. Wir haben vermehrt selbige Ursachen bei Reanimationen. Hier einige Beispiele: Ein knapp 40jähriger Pat. kommt nachts in die Klinik mit der Diagnose Perianalabszeß. Eigentlich eine Kleinigkeit. Aber der Mann hatte den Abszeß soweit „ausgebrütet“, dass er jetzt bereits gestreut hat. Er hatte bereits außer dem Primärabszeß noch einen weiteren an der Leber u. ein Lungenempyem. Er liegt derzeit beatmet in einer florierenden Sepsis auf unseren Intensivstation! -So was habe ich in meiner über 30jährigen Berufszeit noch nicht erlebt! Ein 5jähriges Kind kommt mit einer kompletten UA# in die Klinik und muss operiert werden. Da noch kein PCR-Testergebnis vorhanden muss das Kind behandelt werden wie ein Covid19 positiver Pat. Das heißt alle Beteiligten müssen Schutzkittel, lange Handschuhe, FFP2-Maske, Gesichtsschild benutzen. Das Kind brüllte „wie am Spieß“ trotz vorheriger Midazolamsaftgabe bis zur Narkoseeinleitung und wird mit Sicherheit einen psychischen Schaden davon getragen haben. Und das obwohl bei uns in der Klinik seit Wochen kein Covid19-Pat. mehr in Behandlung geschweige den in Intensivbehandlung sich befindet. Trotzdem werden aber 1/4 der Intensivbetten u. eine ganze internistische Station immer noch für Coronapat. frei gehalten.