Mail vom 31.03.2020, 13:50 Uhr: Ich möchte persönliche Erfahrungen an sie weiterleiten vor allem für ältere Menschen. Meine Mutter ist 79, hatte einen Schlaganfall, ist halbseitig gelähmt, sitzt im Rollstuhl, Pflegestufe4, sie braucht für alles Unterstützung. Sie wird zu Hause durch eine polnische Pflegekraft gepflegt. Immerhin wohnen mein Bruder und ich die Tochter auch im Haus.

Eigentlich kommen die Physiotherapie und Logopädin jeweils 2x wöchentlich, diese fallen jetzt aus seit die Schulen zumachten, sie orientieren sich daran, um keine älteren Mitbürger zu gefährden, obwohl auf Rezept ärztlich verordnet, sind die Ängste zu groß. (…) Von uns aus könnten sie weiterhin kommen. Da stellt sich ja die Frage welche längerfristige gesundheitliche Folgen hat das wenn längerfristig keine Therapien stattfinden.

Wir wohnen im ländlichen Bereich, das soziale Leben findet hier im normal Fall noch sehr rege statt. Klar seit Covid 19 keine Besuche mehr, die sonst fast tgl. stattfinden, das ist nicht immer einfach für meine Mutter zu verstehen. Wir können auch nicht einfach raus da sie im 2. Stock ohne Lift wohnt. Die älteren Freunde meiner Mutter alle ab 75-90 Jahre alt trauen sich nicht weil sie selbst Risikogruppen sind, die jüngeren Enkel selbst im Haus wohnend auch nicht……

Doch viel tragischer finde ich einen Fall im Altersheim, eine entfernte Verwandte um die 80 musste vor ca 2 Wochen aus gesundheitlichen Gründen zur Kurzzeitpflege ins Altersheim. Es gab dann dort einen “Corona” Fall, die Pflegebedürftigen dürfen wegen Infektionsgefahr nun nicht mehr aus ihren Zimmern. Also keinen Besuch, kein gemeinsamen Essen und sonstige freizeitliche Angebote.  Da da Telefonnetz natürlich überlastet ist, sollen sie nicht länger als 10 Minuten mit ihren Angehörigen telefonieren, mobile Telefone ist in der Altersklasse weiterhin nicht üblich oder sind gesundheitlich gar nicht in der Lage.

Das ist wie Einzelhaft!!!!!! Unzumutbar!!!
Was muten wir unseren älteren Mitbürgern zu, welche physischen und psychischen Folgen haben solche Zustände.

Wir wissen überhaupt nicht wie es in den Heimen aussieht, es darf ja keiner mehr rein. Wir wissen wie Pflegeheime überlastet sind und ich weiss selbst, da wir meine Mutter auch zur Kurzzeitpflege im Heim hatten, wie wichtig Angehörige sind zur Unterstützung, so ein bisschen auch zur Kontrolle und Initiative zu ergreifen falls Missstände vorkommen.

Hier nun nur eine kleine Seite des Disasters des Lockdowns für ältere Menschen beschrieben……