Mail vom 02.04.2020, 10:54 Uhr: Von Krankenpfleger*innen und Ärzten aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass die personelle Situation in den Krankenhäusern seit Jahren prekär ist. Eine Freundin sagt, die personelle Bestzung in Krankenhäusern heute (ohne Corona!) sei vor 15 Jahren noch eine Notbesetzung am Wochenende gewesen.

Eine Statistik, die ich in den letzten Tagen im Netz gesehen habe, nun aber leider nicht wiederfinde, besagt, dass Deutschland zwar mehr Krankenhaus- und Intensivbetten habe als andere Länder. Beim Personalschlüssel liegen sie aber mit erschreckend niedrigen Zahlen auf den letzen Rängen in Europa.

Dass die Betten derzeit leer sind ist, soweit mir erklärt wurde, die einzig mögliche Taktik, sie auf die erwartete „Corona-Welle“ vorzubereiten. Personal kann nur dann bereitstehen, wenn alle verschiebbaren Behandlungen zurückgestellt werden. Das hat meines wissenens in erste Linie mit dem enormen Personalmangel zu tun.

Niemand in meinem Bekanntenkreis empfiehlt jungen Menschen, einen Pflegeberuf zu erlernen, weil die Arbeitsbedinungen schon vor Corona unmenschlich waren, bzw. wegen der chronischen Unterbesetzung zur Unmenschlichkeit zwingen. Man kann in der Pflege seinen Aufgaben nicht gerecht werden.

Problem A: Fehlendes Personal

Problem B: Es wird fast mehr dokumentiert als gepflegt/behandelt, wegen der absurden Dokumenationspflicht

Problem C: Mangelnde Schutzausrüstung (die auf dem „Freien Markt“ gelandet ist und zu Spekulationsware geworden ist) (Wenn sich das Pflegepersonal infiziert, steigt der Personalmangel exponentiell)

Problem D: Resistente Krankenhauskeime, für die deutsche (im Gegensatz zu niederländischen ) Krankenhäusern berüchtigt sind. (Entstehen durch mangelnde Hygienemaßnahmen, outgesourcte Putzdienste, die teilweise ungeschultes Personal in Krankenhäuser schicken)

Problem E: Krankenhäuser werden von BWLern geleitet, die in der Regel keine medizinische Ausbildung haben, sondern nur in Kategorien der Wirschaftlichkeit denken.

Dass viele Krankenhausbetten jetzt leerstehen geht auf Kosten der Behandlung der „ganz normalen“ Kranken. Eine Freundin, selbst Krankenschwester, benötigt dringend eine gynäkologische OP. Diese ist jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben.