Mail vom 01.04.2020, 13:27 Uhr:

Ich sende Ihnen hier eine Textkopie einer Email einer Krankenhausgruppe an ihre Mitarbeiter. Namen der Gruppe und des Geschäftsführers habe ich entfernt, da die Mitarbeiter Angst um ihre Anstellung haben. Aus diesem trauen sie sich damit auch nicht an die Öffentlichkeit. Mir wurde die Email von einer befreundeten Angestellten gesandt. Ich kenne sie seit … (Zahl entfernt, VF) Jahren und vertraue ihrer Information. Sie selbst ist schon seit vielen Jahren Angestellte in der Klinik im Ruhrgebiet.
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die Geschäftsleitung bittet Sie um Ihre Unterstützung in der momentan schwierigen nicht planbaren Situation der ….. Gruppe.
Arbeitszeiten an Patientenzahlen anpassen
In den letzten Wochen hat aufgrund der Corona-Krise die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern der … Gruppe deutlich abgenommen. Viele Patienten haben aufgrund der Verunsicherung ihre Behandlung verschoben. Dies bedeutet, dass in den einzelnen Schichten weniger Mitarbeiter benötigt werden, um die verbliebenen Patienten zu versorgen.
Gleichzeitig ist absehbar, dass noch in diesem Jahr sehr viele Patienten unsere Krankenhäuser aufsuchen werden, wenn die Bedeutung von Corona abgenommen hat. Nach aktuellen Schätzungen wird dies in der 2. Jahreshälfte eintreten.
Ausgleich hoher Erlösausfälle
Die gesunkenen Patientenzahlen führen bereits jetzt zu hohen Erlösausfällen.
Die Ausgleichzahlungen des Rettungsschirms von Bundes- und Landesregierung gleichen diese Verluste leider nicht aus.
Die ….. Gruppe muss die Verluste nach den akuten Coronazeiten aus eigener Kraft kompensieren. Daher ist es wichtig, dass in der zweiten Jahreshälfte möglichst viele Mitarbeiter rund um die Patientenversorgung zur Verfügung stehen.
Jetzt weniger und dafür in der 2. Jahreshälfte mehr arbeiten
Damit die ….Gruppe diese Herausforderungen bewältigen kann, ist es erforderlich, dass die Arbeitszeiten ab sofort flexibler und bedarfsgerecht gestaltet werden.
In Bereichen in denen momentan weniger Arbeit anfällt, muss es jetzt das Ziel sein
zunächst die Über- und Mehrstunden abzubauen und
nicht verplante Urlaubstage zu nehmen bzw. den Urlaub vorzuverlegen,
über den Aufbau von Minusstunden nachzudenken:
Das 2-fache der vertraglich vereinbarten wöchentlichen Arbeitszeit kann „minus“-gearbeitet werden und über einen Zeitraum von 18 Monaten „plus“-gearbeitet werden. Bei einer 39 Stundenwoche wären dies 78 Stunden.
Es ist auch möglich,
unbezahlten Urlaub zu nehmen, wenn der bezahlte Urlaub aufgebraucht wurde. Unbezahlter Urlaub kann auch in der 2. Jahreshälfte genommen werden, wenn kein Resturlaub aufgrund des Urlaubsabbaus in der 1. Jahreshälfte mehr vorhanden ist, aber genommen werden möchte.
Gruppenübergreifend planen
Bei dem flexiblen Überstunden- und Urlaubsabbau sollte auch gruppenübergreifend gedacht werden: Wenn mehrere Mitarbeiter einer Abteilung an einem Standort viele Überstunden abbauen können, dann sollten einzelne Mitarbeiter dieser Abteilung eines anderen Standorts ohne oder mit wenigen Überstunden diese Dienste übernehmen. Es gibt hier bereits erste positive Beispiele der Empfänge sowie aus der Pflege.
Im Notfall: Kurzarbeit
Sollte der Überstunden- und Urlaubsabbau nicht gelingen, wird die (Name entfernt, VF) Gruppe leider einen Antrag auf Kurzarbeitergeld stellen müssen.
Suchen Sie das Gespräch mit Vorgesetzten
Bitte sprechen Sie Ihre Vorgesetzten in den derzeit wenig ausgelasteten Bereichen direkt auf mögliche Reduzierungen an. Umgekehrt werden diese auch auf Sie zukommen.
Die Geschäftsleitung hofft, dass sie auch in dieser schwierigen Situation auf Ihre Unterstützung zählen kann. Die Vorsitzenden der MAVen und des Betriebsrats haben ihre Unterstützung bereits zugesagt.
Mit freundlichen Grüßen
…..
Geschäftsführer