Mail vom 12.10.2020: Ich möchte Ihnen einmal schreiben was ich so im Alltag erlebe. Ich bin seit 4 Jahre in Frührente (Folgeerkrankungen u.a. wegen Missbrauchs – Anfang 3. bis Anfang 9. Klasse – regelmäßig jede Woche von mindestens einem von vier Tätern. Nie hatte ich eine Chance mit jemandem darüber zu reden, mir Hilfe zu holen – System DDR, Eltern Lehrer, in einer Kleinstadt gewohnt, in der jeder jeden konnte). Bis zur Frührente, unter der ich auch heute noch sehr psychisch leide, habe ich im Kindergarten, in Kinderkrippen und Kinderhorten gearbeitet. Die Arbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Ich habe Fortbildungen gemacht so oft und so viel es ging. Leider bin ich aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme und aus Konkurrenzkampfdenken gekündigt worden. Mein Ziel war immer die Kinder zu fördern und da abzuholen wo sie stehen. Und es war egal, ob es schwache oder starke Kinder waren. Mein Grundgedanke war immer im Sinne von Maria Montessori und im Sinne der Kinder zu arbeiten. Das nur kurz von mir. Ich selbst habe von meiner Hausärztin ein Attest (Maskenbefreiung). Seit dieser Zeit habe ich wieder weniger heftige Albträume, nässe weniger ein. Allerdings ändert sich das zunehmend, es wird wieder schlechter. Die Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln bezeichnen mich als asozial, weil ich die Maske nicht trage. Leute gehen zum Busfahrer oder zum Straßenbahnfahrer und sagen: „Die Frau hat keine Maske auf.“ Teilweise werde ich nicht mitgenommen, obwohl ich das Attest zeige. Einmal hat der Straßenbahnfahrer sogar meine Diagnose an einer Ausstiegestelle in der Straßenbahn so laut gesagt, dass es die ganzen Leute in der Straßenbahn und die Leute auf dem Bahnsteig hörten. An einem anderen Tag hat der Busfahrer das Attest gesehen, war daraufhin stinkig (Wer denkt an uns Fahrer?). Während der Fahrt wollte er mich rausschmeißen. Aber ich blieb. Als ich dann „endlich“ ausstieg, schloss er die Tür, obwohl ich noch mit dem Rucksack im Bus war. Nur mit Müh und Not konnte ich einen Sturz verhindern. Ich bin bei einer Ärztin und einer Dip.-Soz.-pädagogin im Klinikum in X. Sie behaupten, dass ich ohne Maske trotz Befreiung nicht rein darf. Auch die Konsequenzen (Panikattacken, bewusstloses Zusammenbrechen schon 2x usw.) interessieren nicht. Das sagen die Chefs. Mein sowieso sehr geringes Selbstbewusstsein wird absolut geschwächt. In einer Bäckerei lasen sogar alle drei anwesenden Verkäuferinnen mein Attest durch. Reicht es nicht, wenn es der Verkäufer, der mich bedient, das Attest liest? Mir ist bewusst, dass ich damit nicht allein dastehe. Gestern (11. 10. 20) war ja in Nürnberg die Demonstration vom Westpark ausgehend. Die Polizei hat die Maskenbefreiten links und die „Normalen“ wie sich die Polizei ausdrückte rechts laufen lassen. Es ist so demütigend. Ich mache doch das alles nicht mit Absicht. Ich wäre lieber gesund und munter und arbeitsfähig. So wie es wahrscheinlich alle Behinderte/ beeinträchtigte Menschen empfinden.