Mail vom 12.04.2020, 08:55 Uhr: leider war es mir nicht möglich über meine Kontakte vernünftiges statistisches Material zu besorgen, Hinweise, Sätze habe ich bekommen, aber nichts belastbares. Das Gesundheitswesen ist sehr transparent, aber leider retrograd, d.h. man wird im kommenden Jahr einen guten Einblick in das bekommen, was diese Tage in unseren Krankenhäusern los war.

Einen persönlichen Einblick kann ich aber geben und auch bezeugen: Meine Frau musste eine Becken-Bein-Thrombose (TVT 3 Etagen) abklären lassen, diese kann erblich bedingt (Fehler im Gerinnungssystem), Bewegungsmangel (in diesem Ausmaß eher selten) oder durch einen raumfordernden Prozess im kleinen Becken entstehen. Eigentlich wollten wir die Corona-Krise abwarten und dann einen Arzt aufsuchen, aber die Krise zieht sich und meine Frau wurde beunruhigter.

Also habe ich in der letzten Woche einen ehem. Kollegen kontaktiert, (…) jetzt Chefarzt eine Gynäkologisch Geburtshilflichen Klinik in Berlin, kommunaler Träger, rund 650 Betten (KH gesamt). Zu meiner Überraschung habe ich vor Ostern von einem Tag auf den anderen einen Termin für meine Frau bekommen. Der Grund: um Ressourcen auf der ITS frei zu halten, dürfen für alle Fachrichtungen (…) nur 4 onkologische Eingriffe durchgeführt werden! Somit hatte er viel Zeit für ambulante Patienten.

Ich habe selten ein so ruhiges Krankenhaus erlebt, es hatte schon gespenstische Züge! Vor der Rettungsstelle am Hubschrauberlandeplatz stand medizinisches Personal und rauchte in der Frühlingssonne. Keine Leichenwagen, keine Polizeiabsperrungen, keine Schlangen beunruhigter Bürger (…)