Mail vom 20.08.2020, 06:14 Uhr:

Es ist eh ein schwieriges arbeiten derzeit. Ich, als Betreuungskraft, und meine Kolleginnen haben im Moment ein ganz anderes Arbeiten. Alle 15 min. haben wir über den Tag verteilt, Besuchszeiten für die Bewohner. Das bedeutet….. die entsprechenden Bewohner müssen von den Wohnbereichen geholt werden, für außer Hausbesuche….. die Verwandten müssen meistens 2-3 Formulare ausfüllen, jedes mal…. Dürfen EIGENTLICH nur eine Stunde in Anspruch nehmen, wir haben im übrigen 6 Wohnbereiche, über 3 Etagen und ein Nebengebäude (2 Etagen) …. Wir haben zwar einen Fahrstuhl, aber darüber laufen auch die Essensausgaben, da wir eine eigene Küche haben.

Also laufen wir auch mal die Treppen, das geht meistens schneller, da wir ständig unter Zeitdruck stehen. ALLES MIT MASKE !!!!!!

Arztgänge, die wir auch machen, sowie Urin- und Stuhlproben, Karten einlesen und auch mal für die Bewohner einen kleinen Einkauf tätigen, gehören zu  unseren Aufgaben, wenn keine Anverwandten da sind, die haben zu sowas meistens keine Zeit, oder es gibt keine Verwandten mehr.

Wir haben 2 Schichten, damit der Vormittag und der Nachmittag abgedeckt werden kann. Wir haben kaum die Chance, mal mit Bewohnern, wie wir es sonst gemacht haben, mal einen Marktgang zu machen, oder einen Spaziergang. Die Bewohner sind ALLE sehr traurig, dass alles so ist, wie derzeit.

Bei vielen ist zu beobachten, wie sie massiv abbauen und depressiv sind. Die, die noch relativ gut gestellt sind, dürfen nicht mehr selbstständig entscheiden, ob sie mal den Gang in Stadt machen. Bei Verlassen des Hauses, müssen sie natürlich ein Formular ausfüllen und hinterher aufschreiben, wo sie genau waren, also lassen sie es. Sie fühlen sich wie im Gefängnis mit eventuellem Freigang. Anfangs war es so, dass jeder Bewohner, der zu einem Zahnarzt, HNO Arzt, oder kurzfristig ins Krankenhaus musste, in Quarantäne kam… wir aber nicht.

Meine Kolleginnen und ich haben mittlerweile schon einiges an entsprechenden Wehwehchen, um es mal so auszudrücken.. diese Hetzerei durchs Haus und immer alles mit diesem Lappen im Gesicht ist anstrengend.

Die alten Herrschaften möchten unsere Gesichter sehen und wir dürfen selbst bei Einzelgesprächen, dieses Ding nicht runter nehmen. Damit vorzulesen, oder andere Aktivierungen zu machen, ist nicht schön.

Vorgestern hatten wir Teamgespräch, da wurde noch mal drauf hingewiesen, wie gefährlich die Situation wieder ist, und alle Veranstaltungen, auch im kleinsten Rahmen, nicht stattfinden werden.

Unser Haus hat immer viel angeboten, unsere Herrschaften hatten immer Spaß.

Mein Eindruck ist, dass bis auf ein paar gaaaaaanz wenige, sich überhaupt nicht richtig informieren. Sondern tatsächlich alles glauben, was in den Staatsmedien erzählt wird, oder das Gesundheitsamt sagt. Schrecklich. Ich habe es aufgegeben, was zu sagen.

Nochmal kurz…… Ich und meine Kolleginnen arbeiten 4 oder 5 Stunden am Tag. Im gesamten Haus mit Maske unterwegs. Wir haben einen Schrittzähler dabei. NUR im Haus liegen wir bei einer Strecke von 5-6 km. Wir vergessen zum Teil, etwas zu trinken, weil einfach keine Zeit dafür ist.

Derzeit haben wir 84 Bewohner…. Ach ja…. Belüftung im Haus …sehr schlecht und sehr warm. Maskenwechsel, praktisch nie.