Tagesspiegel, 10.Mai 2020: „Der Rechtsmediziner und Charité-Professor Michael Tsokos hat vor einem offenbar neuartigen Phänomen in der Coronakrise gewarnt. Im Gespräch mit der RBB-„Abendschau“ sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Sonntag, es seien seit Mitte März Suizide aufgetreten, die er in Verbindung mit der Angst vor einer Covid-19-Infektion bringt. Dies gehe aus den zugehörigen Polizeiakten hervor, die auch Abschiedsbriefe und Angaben Angehöriger enthielten. Hintergrund seien etwa die Furcht vor dem Tod durch Covid-19, Jobverlust und gesellschaftliche Veränderungen.

„Das beunruhigt uns“, sagte Tsokos. Er habe noch nie Suizidfälle erlebt, für die als Grund die Sorge vor einer Erkrankung und ihren Folgen besteht. Nun habe er acht solcher Fälle festgestellt. Er warnte, dies könne häufiger auftreten, wenn sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie noch stärker als jetzt auswirken. Zudem forderte er Politik und Medien dazu auf, Angst und Panik in der Bevölkerung zu vermeiden. „Die Schwächsten haben bisher keine Lobby.“ (Tsp) (Felix Wellisch)
Wenn Sie Suizidgedanken haben, reden Sie darüber – etwa mit Vertrauten oder Mitarbeitern der Telefonseelsorge: 0800 – 11 10 11 1

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