Mail vom 11.08.2020, 16:18 Uhr:  Um es kurz zu machen: Ich habe seit dem 22. Juni eine Befreiung von der Maskenpflicht und wurde immer wieder teilweise extremstens (!) in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften angefeindet.

Von Mal zu Mal habe ich meine Seelenmuckis gestärkt dennoch bin ich vor anderthalb Wochen im REWE sehr laut geworden, um die lauten Beschimpfungen eines älteren Herrn zu übertönen. Zuletzt habe ich ihn trocken „Idiot“ genannt und habe mich abgewendet. Anschließend habe ich überlegt, wie ich in Zukunft mit der Situation klarkommen möchte. Das beigefügte Schild ist daraufhin entstanden, und an entsprechenden Orten steht es auf meinem Rollator vorn. Aber:

Natürlich sieht es nicht jeder, und ich setze mir keinen Hut mit rundumlauf laufendem Laufband auf, dass ständig auf meine Befreiung der Maskenpflicht hinweist. D.h.: Das Theater ist jetzt zwar weniger geworden, hat aber nicht aufgehört. Und ich bin weiterhin in ständiger Vigilanz, auch wenn ich scheinbar gelassen aus dem Straßenbahnfenster ansehe, meinen Hund streichle oder die Augen schließe.

Menschen starren mich immer wieder an! Das ist keine Einbildung! Wenn Sie in der Bahn sitzen und jemand Sie laufend anstarrt, spüren Sie das irgendwann. Wir haben derlei auch früher im Schauspielunterricht geprobt. (…)

Menschen fühlen sich normalerweise ertappt, wenn sie dich wegen der besonders schicken oder hässlichen Bluse anstarren. Wenn sich dann aber die Augenpaare treffen, wird der Anstarrer sofort den Blick abwenden. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Wer weiterhin anstarrt, provoziert! D.h.: Es findet durch das Anstarren eines Menschen ohne Maske eine Provokation statt! Und der Provozierende fühlt sich dabei selbst provoziert, d.h.: angegriffen, denn er empfindet den „Maskenmuffel“ als rücksichtlose Virenschleuder!

Hier ist mir aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass Menschen mit einem weniger dicken Fell als ich unter der Maskenpflicht leiden, egal, ob sie liebend gern unter den Dingern schwitzen, weil sie Autoritätsgläubig sind und meinen, der liebe Gott stecke in Jens Spahn, dem RKI und der WHO; sie fühlen sich durch die Maske geschützt und können (!Modalverb können!) gut dahinter verstecken. D.h.: die Maske trägt zur Verdrängung und auch Abspaltung psychischer Konflikte bei. Und „Vater Staat“ schützt uns ja. Papa!

Mutti als Vertreterin von Mama Staat tut das Ihrige dazu. Alles perfekt. Doch der Schein trügt, denn der erwachsene Mensch muss auf eigenen Füßen durchs Leben gehen.

Freundliche Grüße