Mail vom 31.03.2020, 10:48 Uhr

Meine Mutter ist in Berlin in einem Pflegeheim, und bislang haben meine Schwester und ich, sie lebt in Berlin, ich in Zürich, uns Wochenweise mit Besuchen abwechseln können.

Seit der nicht nachvollziehbaren Ausgangssperre hat das Pflegeheim, … Besuche vollkommen eingeschränkt.

Etwa 90% der Patienten im Heim sind dement, wobei unsere Mutter unter Parkinson leidet, der nicht permanent auch zu kognitiven Ausfällen führt. Und seit Anfang des Jahres ist es ihr auch nicht mehr möglich, Telefon zu bedienen, man kann also nicht anrufen.

 

Über die Pflegekräfte wissen wir, dass sie mehrfach am Tag fragt, warum niemand mehr kommt, Erklärungen, die man ihr liefert, kann sie nicht mehr wirklich nachvollziehen (93 Jahre). Offenbar wäre es möglich mit einem entsprechenden Sicherheitsanzug zu ihr zu gehen. Wäre ich in ihrer Lage, würde ich an Außerirdische oder was auch immer denken, und mich jedenfalls fürchterlich erschrecken.

 

Ich bin der Meinung, dass – ich halte sehr viele der offiziellen Äusserungen zu Covid-19 für durchsichtige Panikmache – nahezu jeder in der Lage wäre, mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, Hände desinfizieren, keinen Kontakt herstellen, Abstand halten, derartige Besuche machen könnte. Eventuell auch nicht im ZImmer selbst, sondern in den Aufenthaltsräumen.

 

Man sollte sich dabei auch vorstellen, dass ich für die 2 x 4 Tage vor Ort im Monat den Weg aus Zürich auf mich nehme und dies auch gerne mache. Sollte unserer Mutter in dieser Zeit nun sterben, hätten wir zudem auch keine Möglichkeit, persönlich Abschied zu nehmen.