Mail vom 01.04.2020, 09:11 Uhr: Ich blicke zurück auf gut 25 Jahre Berufserfahrung im Gesundheitswesen, davon gut 20 Jahre im Krankenhaus und bestimmt 10 Jahre in entscheidenden Positionen. Ich war lange Jahre Leiter/in Controlling, Stabsmitarbeiter/in Medizin Strategie [in einem sehr großen] Krankenhaus Deutschlands, Krankenhausdirektor/in und bin seit einiger Zeit beratende/r Betriebswirt/in.

In den letzten 2 Jahrzehnten hat die Gesundheitspolitik und damit die Gesellschaft, die Krankenhäuser auf  ökonomische Effizienz getrimmt, eine Auslastung unter 85 % war durch alle Abteilungen hinweg indiskutabel – Ziel Auslastungen waren zwischen 85 % – 95 %.

In kleineren Krankenhäusern waren die intensivmedizinischen Bereiche immer eine Schlüsselressource – d.h. man hat dort auf noch höhere Auslastungen hin gearbeitet, ich kennen einige Krankenhäusern in denen die ITS zu 100 % ausgelastet wurde, vom ganz normalen OP Betrieb. Und wir reden dabei nicht von 30 – 60 Betten Abteilungen sondern eher von 9 – 15 – 25 Betten, auch in mittelgroßen Häusern. (Die ITS ist fast die teuerste Ressource eines Krankenhauses). Wobei man vor allem in der Intensivmedizin immer die Auslastung in 2 Verhältnissen sehen muss, Auslastung Betten und Auslastung Personal – die Versorgung der Patienten ist so personalaufwendig (daher ja auch „intensiv“) das oftmals mehr Räume mit Betten als Personal vorhanden ist.

Wenn Sie Beatmungskapazitäten frei halten wollen, dann geht dieses nur mit einem massiv Eingriff in die elektiven Behandlungen, ebenso wenn Sie in wenig elektiven Bereichen – der inneren Medizin als Beispiel – Betten frei halten wollen, das geht nur über Abweisungen.

Die Krankenhauslandschaft in Deutschland hat sich durch den politisch-ökonomischen Druck zu einem sehr ökonomisch-effizienten System geformt, und effiziente System sind wenig fehlertolerant. Um so erstaunlicher ist diese unbedachte und unwissenschaftliche Massenhysterie und deren Eingriffe in System / Regelkreise die niemand versteht.

Wenn ich mich an meine Jugend zurück erinnere, dann habe ich bei meinem alten Golf 1 mit seinem 1,8 Liter Motor noch gerne den Schraubenschlüssel in die Hand genommen, das war ja mehr ein Traktor mit heutigen Autos verglichen. Wenn ich jetzt bei meinem Golf 7 die Motorhaube aufmache, dann weiß ich – an der Hochleistungsmaschine spiele ich nicht rum – und bete, das er so lange läuft wie ich ihn brauche, weil ich ahne, dass auch der Mechaniker von heute das alles nicht mehr wirklich versteht. 

Ich finde Ihre Initiative sehr gut und stehe Ihnen gerne mit Rat & Tat zur Seite, habe aber keine „echten & aktuellen“ Belegungszahlen – mal sehen ob mein Netzwerk mir was zu spielen kann…