Mail vom 31.03.2020, 11:03 Uhr: Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre Initiative, mit der Sie uns zuvorgekommen sind, und das ist gut so.

Als Orthopädietechniker/in, Autor/in, Gutachter/in und Dozent/in habe ich einen unverstellten Blick auf die Gesundheitsbranche, kann in Kliniken, Heimen, Wohngemeinschaften, Schulen und Körperbehinderteneinrichtungen einen tiefen Einblick wagen. Ich erlaube mir daraus auch Schlüsse zu ziehen, die in erster Linie Versäumnisse der vergangen Jahrzehnte listen. Zu der aktuellen Entwicklung ist jedoch dringendes Handeln und nicht weitere Retter-Profilierungs-Verwaltung angeraten.

Bitte erlauben Sie mir ein paar Aspekte hinzuzufügen, die ggf. im Diskurs noch einmal interessant werden könnten: Bei aller Ehrlichkeit muss auch klar sein: die Welt wird mit Viren weiterleben müssen, eine Ausrottung eines selektiven Erregers wird es ebensowenig geben können, wie die pauschale Immunisierung.

Kindern wird Bildung vorenthalten, eine zweiklassige Betreuung zuhause ist dem persönlichen Vermögen der Eltern alleine geschuldet. Die resultierenden sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen, das lehrt die Geschichte- produzieren neue medizinische und psychiatrische Problemfelder, Depression, Bewegungsmangel, Isolation, gesellschaftliche Spaltung und damit enorme soziale Opferzahlen bis hin zu Suiziden.

Erkennbar werden das Versagen der Gesundheitssysteme in vielen Regionen der Erde, am erstaunlichsten sind die Folgen in entwickelten Industriestaaten, deren Fokus nicht im Schutz von Gesundheit und Wohlergehen lag. Das wirtschaftliche und soziale Kaputtsparen des Sektors Gesundheit auch in der Bundesrepublik lässt auch hier frühe Grenzen der Verfügbarkeit medizinischer Leistungen spürbar werden.

Eine Wirtschaftliche Vollbremsung führt über weite Teile des Landes zu einer bedrohlichen Schieflage. Kleinunternehmer, Selbständige, Therapiepraxen, Künstler und Dienstleister sind mangels ausreichender Kapitaldecke und kurzfristig erreichbarer Förderung ad hoc existenziell bedroh oder bereits in Insolvenz, die Eindämmung des Arbeitsmarktes verursacht eine Welle der Arbeitslosigkeit, mangelnde Kinderbetreuung ohne jeglichen staatlichen Rückhalt treibt besonders Alleinerziehende und prekäre Verdienstgruppen in die Ausweglosigkeit.

Es ist höchste Zeit: isolieren wir nicht unkontrolliert die gesamte Bevölkerung, nicht wissend, welcher Schaden bei Aufhebung der Beschränkungen ohne ausreichende Durchseuchung der Gesellschaft droht. Tragen wir Sorge für die Risikogruppen und bieten diesen den bestmöglichen und umfänglichen gesellschaftlichen und medizinischen Schutz, u.U. sogar dauerhaft, da nach jedem Virus vor der nächsten Mutation ist.

Eine zügige und geordnete Rückkehr zur einem normalen Leben für das Gros der Gesellschaft muss nun an erster Stelle stehen. Dies bedeutet den Schutz von Leben heute und Leben in der Zukunft, bedeutet Schutz von Kindern und sichert das Auskommen und Medizinische Versorgung für die, die sie dringend benötigen.